Aufruf: Für ein soziales und ökologisches Modellquartier am Molkenmarkt
Die Entwicklung des Molkenmarkt-Quartiers ist eine große Chance für Berlin. Hier – direkt hinter dem Roten Rathaus – kann Berlin zeigen, wie ein zukunftsweisendes Quartier unter den Bedingungen der Bauwende aussehen kann. Hier kann ein Projekt entstehen, das soziale und ökologische Ziele mit kultureller Vielfalt verbindet. Hier gibt es die Chance, Dinge zu verwirklichen, an denen es in Berlin einen großen Bedarf gibt – wie bezahlbare Wohnungen, kostengünstige und flexible Räume für die Kultur.
In den letzten Jahren haben sich an diesem Standort hoffnungsvolle Entwicklungen vollzogen. Hier wurde zum ersten Mal bewusst ein Innenstadtquartier mit den Anforderungen der Bauwende konfrontiert. In einem aufwändigen Partizipationsverfahren wurden dazu 8 Leitlinien erarbeitet, die bezahlbare Wohnungen, kostengünstige Kulturräume in einer dichten städtischen Umgebung in der historischen Innenstadt mit den Anforderungen an Klimawandel und Klimaresilienz zusammen bringen. Zudem wurde beschlossen, dass die landeseigenen Grundstücke nicht privatisiert, sondern durch landeseigene Wohnungsgesellschaften entwickelt werden sollten.
Das Wettbewerbs- und Werkstattverfahren Molkenmarkt hat gezeigt, dass diese Leitlinien auch umsetzbar sind. Der Entwurf von OS arkitekter mit czyborra klingbeil architekturwerkstatt, der in der ersten Wettbewerbsphase prämiert wurde, konnte den Leitlinien voll entsprechen. Aber auch der zweite prämierte Entwurf von Bernd Albers, Silvia Malcovati und Vogt Landschaftsarchitekten hat im Verlauf des Werkstattverfahrens eine stärkere soziale und ökologische Ausrichtung erfahren.
Umso unverständlicher ist, dass diese Verfahren am 13. September 2022 ohne die Auswahl eines Entwurfs für die Weiterarbeit beendet wurden. Dieses Vorgehen steht im Gegensatz zur Auslobung, in der es heißt:
„Zum Abschluss des Werkstattverfahrens tritt das Preisgericht erneut zusammen und berät
über die Empfehlung eines der beiden Entwürfe als Grundlage einer Charta für die Entwicklung am Molkenmarkt.“
Nun will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen den Rahmenplan für den Molkenmarkt ohne klare Grundlage erarbeiten. Diese intransparente Vorgehensweise wird der Bedeutung dieses Ortes nicht gerecht. Die Gefahr ist groß, dass die Ergebnisse des bisherigen Verfahrens missachtet werden und am Ende ein Entwurf steht, der den Leitlinien nicht mehr gerecht wird.
Diese willkürliche Beendigung des Verfahrens missachtet die die hohen ideellen wie ökonomischen Investitionen aller an den Verfahren teilnehmenden Architekten und insbesondere der Gewinner des Wettbewerbs, die sich mit sehr engagierten Beiträgen auf
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das zweite Werkstattverfahren in vollem Vertrauen eingelassen haben. Das Verfahren muss deshalb, wie in der Auslobung vorgesehen, unter Wahrung der Autorenschaft eines Teams und mit der Auswahl eines Entwurfs für die Weiterarbeit abgeschlossen, das weitere Vorgehen transparent gestaltet und die Einhaltung der Leitlinien gesichert werden.
Bei der weiteren Planung müssen die Ergebnisse des Partizipationsverfahrens und des Wettbewerbs- und Werkstattverfahrens zugrunde gelegt werden. Zu diesen zählen vor allem:
- klimagerechte Gestaltung mit großen unversiegelten Flächen für die Regenwasserversickerung, grünen Fassaden und Solarnutzung auf den Dächern
- begrünte, autoarme Straßen mit möglichst vielen Bäumen
- großzügige, begrünte Außenräume
- Verwendung von klimafreundlichen Baustoffen und Bautechniken
- flexible Grundrisse, die vielfältige Nutzungen erlauben
- effizientes, bezahlbares und vielfältiges Wohnangebot, kostengünstige Kulturräume
- proaktiver und sensibler Umgang mit der wechselhaften Geschichte des Ortes
Die politisch Verantwortlichen, insbesondere Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey (SPD) und der Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Andreas Geisel (SPD) sind nun aufgefordert, das demokratische Verfahren in vollem Umfang durchzusetzen.
Unterstützer*innen melden sich bitte bei: mattgrue@googlemail.com
Rückfragen an: Matthias Grünzig, Tel.: 0159/03602769