Rettet das „Atze-Musiktheater“!
03.05.2013:
Der Rat für die Künste fordert: Rettet das „Atze-Musiktheater“!
Deutschlands größtes Musiktheater für Kinder steht vor dem Aus. Wenn Berlin keine Lösung findet, stellt die Aufkündigung des Mietvertrages für den Weddinger Beckmann-Saal das Kindermusiktheater „Atze“ vor unlösbare Finanzprobleme. Mit über 80.000 Zuschauern ist das „Atze-Musiktheater“ im Wedding ein Leuchtturm der Kinder- Kultur-Angebote dieser Stadt. Professionelle Musiker, Sänger und Musiktheatermacher haben hier eine neue Form von Musiktheater nur für Kinder entwickelt, die erfolgreich dazu animiert, sich auf Oper einzulassen. Das „Atze-Musiktheater“ ist einer der ganz wenigen Weddinger Kulturorte von bezirksübergreifender Bedeutung und spielt eine zentrale Aufgabe für kulturelle Bildung im Bezirk Mitte. Nun saniert sich der Bezirk auf Kosten der Kultur: ein Fallbeispiel für die kulturellen Mißstände in Berlins Bezirken. Als der Beckmann-Saal – ursprünglich gebaut als Aula für die benachbarte Fachhochschule – Ende der 1980er Jahre mit sehr viel Geld zur bezirklichen Spielstätte ausgebaut wurde, trat man mit großen Versprechungen des Ausbaus bezirklicher Kulturarbeit an. Konzerte, das Ballett der Deutschen Oper und Theater versuchten, Hauptstadtkultur in den Wedding strahlen zu lassen. Finanziell und personell immer prekär ausgestattet, spitzten sich nach der Bildung des neuen Bezirks „Mitte“ die Finanzprobleme für die bezirkliche Kultur zu. Da man den Ort aber nicht verlieren wollte, akzeptierte der Bezirk das Angebot des „Atze-Musiktheaters“, eine bislang erfolgreich agierende „Freie Gruppe“, das Haus zu bespielen. Die finanziellen Bedingungen für Atze waren – verglichen mit anderen Häusern wie dem „Saalbau Neukölln“, der dem „Heimathafen“ übergeben wurde – ausgesprochen großzügig: Atze musste keine Miete und – nach finanziellen Schwierigkeiten – bis 2014 auch keine Betriebskosten bezahlen: Damit hatte sich der Bezirk verzockt: Die Sparmaßnahmen des Landes Berlin, die vor allem kostenintensive Immobiliennutzungen infrage stellen, führen sukzessive zur Infragestellung von Kulturräumen insbesondere in den Bezirken. Nun steht das Atze-Musiktheater vor dem Abgedrosselt-werden. Es geht hier jedoch nicht nur um einen bezirklichen Kulturort – was schlimm genug wäre -, es geht >>> um die Gefährdung eines nicht ersetzbaren Kulturangebots für die ganze Stadt. Damit ist nicht nur der Bezirk in der Verantwortung, seine Zuverlässigkeit als Gewährleister von Kultur zu beweisen: Der Senat von Berlin muss seine Zuständigkeit für übergreifende Projekte, die über Berlin hinaus strahlen, wahrnehmen. Um die Zukunft von „Atze“ zu sichern, geht es nicht einfach nur um Geld, sondern um die Entwicklung einer tragfähigen Finanzkonstruktion, die auf mehreren Pfeilern ruhen muss. Der Rat für die Künste fordert die Einrichtung einer über das „Atze-Musiktheater“, den Bezirk Mitte und über die Senatskanzlei hinaus reichenden, mit Finanzsachverstand ausgestatteten kleinen Task Force, die sofort damit beginnt, neue Finanzierungsmodelle zu entwickeln, um den Verbleib des erstklassigen Kinder-Musik-Theaters in der Stadt zu ermöglichen. Für die Sicherung kultureller Bildung in Berlin wird nicht nur Projektförderung benötigt, auch die Institutionen, die Kinder mit Kunst vertraut machen, müssen abgesichert sein!